Nachruf Hans Gunia
Liebe Mitglieder des DVT, liebe Kolleg*innen,
am Freitag, den 14.02.25, verstarb völlig überraschend unser Freund und Kollege Hans Gunia. Wir sind sehr traurig, können es noch gar nicht richtig begreifen. Wir und viele Menschen in seinem so weitgespannten professionellen Netzwerk sind sehr betroffen.
Lange Jahre war er ein überaus geschätztes Vorstandsmitglied im DVT, wo er leidenschaftlich für eine Vorstandspositionierung mit stabilen Wurzeln in der klassischen Verhaltenstherapie einerseits, aber andererseits immer auch mit großer Offenheit für Weiterentwicklungen des Verfahrens eintrat. Hier sind insbesondere die Dialektisch Behaviorale Therapie und innovative Methoden im Bereich der Psychosebehandlung zu nennen. Seine Begeisterung für Verhaltenstherapie, sein Interesse an neuen Themen, seine meisterliche Netzwerkbildung und seine Herzlichkeit trugen dazu bei, lange Vorstandssitzungen fachlich dicht und atmosphärisch angenehm zu gestalten.
Einen ganz besonderen Schwerpunkt entwickelte Hans im Rahmen der DBT, hier wurde er Gründungsmitglied des DBT-Dachverbandes und trug maßgeblich zur Verbreitung des DBT-Netzwerkes in Deutschland als Vorstandsmitglied, Supervisor und Ausbilder bei. In dieser Funktion hatte er auch Bedeutung für viele ärztliche Kolleginnen und Kollegen, von denen heute viele in Chef- und Oberarztpositionen in Kliniken tätig sind. Beim DGPPN-Kongress war er jährlich ein gefragter Workshopleiter.
Auch im Bereich Psychosen engagierte er sich mit großer Expertise. Er war Mitautor des Arbeitsbuches für Psychoedukation bei Schizophrenie. Im Weiteren entwickelte und evaluierte er mit Kollegen ein Gruppenprogramm auch für Familienangehörige von an Psychose erkrankten Patient:innen.
Er gab sein Wissen und Expertentum auf vielen Ebenen weiter – als Workshopleiter und Supervisor in Aus- und Fortbildung, sowohl in Kliniken als auch in Ausbildungsinstituten. Hans war zudem Autor zahlreicher weiterer Bücher insbesondere im Bereich DBT und beschäftigte sich in letzter Zeit intensiv mit prozessbasiertem, transdiagnostischem Vorgehen in der Verhaltenstherapie.
Eine seiner großen Leidenschaften galt dem Tango. Mit der ihm eigenen Kreativität schaffte er eine einzigartige Verbindung zwischen Tango und Verhaltenstherapie. Er knüpfte Kontakte nach Barcelona und Buenos Aires, wurde Gründungsmitglied und Vorsitzender der Deutsch-Argentinischen Gesellschaft für Verhaltenstherapie.
In Hessen war er uns in unserem Ausbildungsinstitut -der GAP- ein jahrzehntelanger Begleiter, engagierte sich mit qualitativ hochwertigen Seminaren. Schon früh führten wir gemeinsame Seminare zur Metakognitiven Therapie nach Wells durch. Neben den eigenen Behandlungen in seiner Praxis, übernahm er die Supervisionen in vielen Behandlungen von Patient:innen mit komplexen Störungsbildern. Zudem beschäftigte er Ausbildungsassistent:innen in seiner Praxis und vermittelte in all diesen Zusammenhängen Vertrauen in ihre wachsende therapeutische Kompetenz.
Nur – diese kurze Aufzählung der vielen Aktivitäten würde dem Wesentlichen seiner Persönlichkeit nicht gerecht werden. Er war kein „Gehetzter“ zwischen all diesen Aktivitäten. Er liebte diese Vielfalt, die unterschiedlichen Herausforderungen und Menschen, die er mit seiner zurückhaltenden, herzlichen Art berührte. Er konnte das alles nur leben, weil er eine mit viel Erfahrung gesättigte humorvolle Lässigkeit hatte und er großen Abstand zu unnötigen Konflikten hielt. Und er hatte sich ein schönes Umfeld geschaffen, in seiner Praxis und privat mit seiner geliebten Ehefrau und zahlreichen Freunden.
Er hätte dieses Leben so gerne weitergeführt.
Hans – wir vermissen Dich!
Für den DVT-Vorstand
Christian Alte und Claudia Stromberg
