Isabel Dziobek

Isabel Dziobek ist Professorin für Klinische Psychologie Sozialer Interaktion an der Berlin School of Mind and Brain und dem Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Leiterin der dortigen Spezialambulanz für Soziale Interaktion. Sie ist Diplompsychologin und Psychotherapeutin (Kognitive Verhaltenstherapie) und ihre Arbeitsschwerpunkte umfassen bio-psycho-soziale Mechanismen sozialer Interaktionsstörungen, v.a. des Autismus, neurobiologische Korrelate sozio-emotionaler Prozesse und die Entwicklung und Evaluation diagnostischer und interventioneller Verfahren im Bereich soziale Interaktionsstörungen (Einzel- und Gruppen-KVT, E-Mental Health, Robotics). Ein spezielles Interesse gilt partizipativer Forschung im Bereich Autismus.

Prof. Dziobek erhielt ihr Diplom in Psychologie an der Ruhr-Universität Bochum und verbrachte ihre Promotionszeit von 2001-2005 an der New York University School of Medicine. Es folgten Stationen am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin (Postdoktorandin) und an der Freien Universität Berlin (Nachwuchgruppenleiterin). Seit 2014 ist sie Professorin an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie hat mehr als 120 wissenschaftliche Publikationen in Journalen mit peer-review veröffentlicht, mehrere multizentrische drittmittelgeförderte Studien durchgeführt, ist Faculty Mitglied von u.a. der Max-Planck-School of Cognition und dem Einstein Center for Neuroscience und erhielt zahlreiche Preise für ihre Arbeit, u.a. den renommierten Charlotte und Karl-Bühler Preis der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. 

 

 

Autismus und Störungen der sozialen Interaktion

Beim hochfunktionalen Autismus handelt es sich mit einer Prävalenz von über 1% um ein häufiges Phänomen. Die Diagnose ist assoziiert mit tiefgreifenden Beeinträchtigungen in sozialer Interaktion und Kommunikation sowie mit repetitiven, stereotypen Verhaltensweisen und Interessen. Des Weiteren sind Angst- und Affektive Störungen mit einer Prävalenz von über 50% behandlungsrelevante Komorbiditäten. Zu den häufigsten Therapieanliegen gehören die Behandlung von Problemen in sozialer Interaktion wie dem Verstehen mentaler Zustände Anderer  und sozialer Normen und Regeln. Hierbei kommt psychologisch-psychotherapeutischen Ansätzen – v.a. im Kontext fehlender pharmakologischer Behandlungsoptionen - eine besondere Bedeutung zu. Die therapeutische Versorgung von Menschen mit Autismus ist jedoch in Deutschland unzureichend realisiert. Im Vergleich zur Versorgungslage bei ähnlich prävalenten Störungen, sind Angebote in Therapie und Diagnostik reduziert und Wartezeiten deutlich erhöht.

In diesem Beitrag werden auf der Grundlage aktueller Forschungsergebnisse zur Ätiologie und neurokognitiven Funktionen und unter Berücksichtigung der besonderen Wahrnehmung und Informationsverarbeitung von Menschen aus dem Autismus-Spektrum neue Therapieansätze für Erwachsene mit ASS vorgestellt, die an der Humboldt-Universität zu Berlin entwickelt und im Rahmen von internationalen Wirksamkeitsstudien evaluiert wurden. Es werden sowohl klassische Ansätze aus der kognitiven Verhaltenstherapie im Einzel- und (z.T. transdiagnostischen) Gruppensetting thematisiert, als auch neue Entwicklungen im Bereich digitale Interventionen, die zunehmend TherapeutInnen-unabhängig eingesetzt werden können. Ein besonderer Fokus wird auf Social Robotics und innovativer liegen, die durch den Einsatz künstlicher Intelligenz im Bereich automatische Emotionsdetektion (z.B. Pulserkennung, faziale Ausdruckserkennung) eine Adaption der Trainingssysteme in Echtzeit erlaubt. Die besonderen Möglichkeiten und Herausforderungen, die durch neue sensorbasierte Technologien gegeben sind und die Chancen, die partizipative Forschung in diesem Kontext eröffnet, werden ebenfalls beleuchtet.

 

Isabel Dziobek