Arne Bürger

Dr. Arne Bürger ist leitender Psychologe der Institutsambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie Würzburg. Zusätzlich leitet er die Spezialambulanz für Borderline-Persönlichkeitsstörungen. Die Ambulanz dient der Früherkennung und -behandlung von Jugendlichen mit subsyndromaler und manifester BPS. Den ersten Kontakt mit der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) nach Marsha Linehan hatte er an der Charité Berlin beim Aufbau einer DBT-A Station für Jugendliche mit Essstörungen. Sein therapeutischer Schwerpunkt liegt in der Weiterentwicklung und Anpassung der DBT-A für das Jugendalter. In der Forschung geht es ihm vor allem um die Entwicklung, Evaluation und Dissemination von universellen und targetierten Präventionsmaßnahmen, um das Auftreten psychischer Störungen bzw. schwerer Krankheitsverläufe zu verhindern. 

 

 

 

Borderline-Persönlichkeitsstörung im Jugendalter und Therapie mit DBT-A

Persönlichkeitsstörungen haben ihren Ursprung in der Kindheit und manifestieren sich im Jugendalter bzw. im frühen Erwachsenenalter. Dennoch bestehen im kinder- und jugendpsychiatrischen Bereich Vorurteile und Unsicherheiten in Bezug auf die valide Diagnosestellung der BPS vor dem 18. Lebensalter, obwohl Studien eine reliable und valide Diagnosestellung zweifelsfrei belegen [1]. Je früher die BPS erkannt und eine fachgerechte Behandlung initiiert wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass die schwerwiegenden und häufig tragischen Verläufe mit deutlichen Einschränkungen für das psychosoziale Funktionsniveau und den sozioökonomischen Status verhindert werden können [2].

Demgegenüber steht eine Transitionslücke in der Versorgung der adoleszente Patient*innen. Diese ist vor allem auf 3 Defizite zurückzuführen: 1) mangelnde Früherkennung (eine Diagnosestellung im Jugendalter findet anhand von Vorurteilen/Unsicherheiten nicht statt), 2) kein Zugang zu spezifischer ambulanter und stationärer Therapie (trotz eindeutiger Wirksamkeitsnachweise gibt es zu wenig spezialisierte Behandlungssettings und die Betreuungsintensität wird als nicht wirtschaftlich und überfordernd empfunden), 3) Hospitalisierung der Patient*innen (durch mangelndes Wissen und einen wenig zielgerichteten Umgang bzw. Überforderung bei Krisen)[2]. Dieses Defizit ist schwer nachzuvollziehen, da mit der DBT-A auch bei jugendlichen Patient*innen mit einer Borderline-Symptomatik eine hoch wirksame Behandlung verfügbar ist [3-5].

 

  1. Chanen, A.M. and M. Kaess, Developmental pathways to borderline personality disorder. Curr Psychiatry Rep, 2012. 14(1): p. 45-53.
  2. Kaess, M., et al., [Borderline Personality Disorders]. Z Kinder Jugendpsychiatr Psychother, 2020. 48(6): p. 1-5.
  3. Kothgassner, O.D., et al., Does treatment method matter? A meta-analysis of the past 20 years of research on therapeutic interventions for self-harm and suicidal ideation in adolescents. Borderline Personal Disord Emot Dysregul, 2020. 7: p. 9.
  4. Buerger, A., et al., Differential Change of Borderline Personality Disorder Traits During Dialectical Behavior Therapy for Adolescents. J Pers Disord, 2018: p. 1-16.
  5. Mehlum, L., et al., Long term effectiveness of dialectical behavior therapy versus enhanced usual care for adolescents with self-harming and suicidal behavior. J Child Psychol Psychiatry, 2019. 60(10): p. 1112-1122.

 

 

 

 

 

Arne Bürger