DVT-Abendvortrag am 30.09.2024 - 18:00 bis 19:30 Uhr

Ein Quantum Wohlbefinden: Die Well-Being Therapie als Kurzzeittherapie zur psychischen Stabilisierung

Wie kann Psychotherapie eine Haltung vermitteln, durch die Patient*innen ihr Wohlbefinden aktiv selbst beeinflussen können, auch unabhängig von ihrer psychischen Störung? Diese Frage wird durch den von G. Fava entwickelten Ansatz der Well-Being Therapie (WBT) adressiert. In dieser Kurzzeittherapie zur psychischen Stabilisierung wird die Selbstbeobachtung des psychischen Wohlbefindens mithilfe eines strukturierten Tagebuchs einschließlich Therapieaufgaben (»Selbsttherapie«) in den Vordergrund gestellt.

Im Vortrag werden die Entwicklung und die Charakteristika der WBT skizziert sowie die philosophischen sechs Dimensionen des Wohlbefindens vorgestellt (Autonomie, Umweltbewältigung, positive Beziehungen, persönliche Entwicklung, Lebensziel und -sinn sowie Selbstakzeptanz). Anschließend wird das strukturierte Manual der Kurzzeitbehandlung, illustriert durch Fallbeispiele, beschrieben. Die Studienlage deutet auf verschiedene Einsatzmöglichkeiten dieser Kurzzeittherapie hin, wobei sie sich insbesondere als Rückfallprophylaxe nach Akut-Therapie bei diversen Störungen als wirksam erwiesen hat. Abschließend wird die WBT in die Psychotherapielandschaft eingebettet und ein Ausblick bezüglich Weiterentwicklungen gegeben.

Literatur:

Fava, G.A. (2018). Well-Being Therapie. Eine Kurztherapie zur psychischen Stabilisierung. (Übersetzung durch Brakemeier, E.L., Schamong, I., Bollmann, S). Stuttgart: Schattauer.

 

Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier

Jahrgang 1976, hat nach ihrem Musikstudium in Weimar (Hauptfach Querflöte) Psychologie in Berlin studiert. Im Anschluss hat sie ihrem Leitbild der Scientist-Practitioner folgend die Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin (Fachkunde Verhaltenstherapie) absolviert sowie an der Humboldt-Universität Berlin und der Charité Universitätsmedizin Berlin promoviert, was sie mit einem Forschungsaufenthalt in New York verband. Nachdem sie an der Universitätsklinik Freiburg weitere Psychotherapiemethoden (wie CBASP und IPT) gelernt und beforscht hat, war sie mehrere Jahre als Professorin an der Psychologischen Hochschule Berlin tätig, bevor sie eine Stiftungsprofessur der Schön Kliniken an der Philipps-Universität Marburg antrat. Seit 2019 ist sie W3-Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Greifswald sowie Direktorin des dortigen Zentrums für Psychologische Psychotherapie. 

Mit einer mechanismenbasierten personalisierten Psychotherapie verfolgt sie das Ziel, durch das Verstehen psychopathologischer Mechanismen und psychotherapeutischer Prozesse, Psychotherapie gezielter an die Bedürfnisse und Probleme der Patienten anzupassen. Entsprechend entwickelte sie mit ihrem Team am Zentrum für Psychologische Psychotherapie das Greifswalder Psychotherapie Navigator System. Wichtig ist ihr zudem die Verflechtung der Hochschule mit Gesellschaft und Politik durch Verantwortungsübernahme im Kontext von gesellschaftlichen Krisen. Dazu initiierte sie psychologische Hilfsprojekte im Kontext der aktuellen globalen Krisen wie dem Klimawandel und dem Angriffskrieg auf die Ukraine. Im Oktober 2021 rief sie in Greifswald die universitäre Initiative „Gemeinsam für psychische Gesundheit“ ins Leben, die aktuell als Verein in Gründung sich folgende Ziele gesetzt hat: 1. informieren, vorsorgen und entstigmatisieren; 2. unterstützen und begleiten sowie 3. verbinden und netzwerken. 

Seit September 2022 ist Eva-Lotta Brakemeier 1. Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychologie und ist zudem seit 01.02.2024 als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens in den Wissenschaftsrat der Bundesregierung berufen.

 

Eva-Lotta Brakemeier